Ausdauersportler
und Ironman-Triathlet Michael Lorenz brach am 24. August zu
einer mehrwöchigen Radtour von Lauf aus nach Athen auf.
Dabei legte der Laufer Sportler 3086 Km zurück und führte
eine Bergsteigerausrüstung mit, um den Olymp zu besteigen.
Deswegen mussten auf den Tagesetappen 25-30 Kg Gepäck
transportiert werden. Am 26. September kehrte Lorenz nach
Lauf zurück. Die
Reiseroute führte über Regensburg nach Passau der Donau
entlang nach Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad, auch um
sich im flachen Gelände an die Reisestrapazen bei bis zu
38°C in Budapest zu gewöhnen. Dem sonnigen Wetter folgend
entschied sich Lorenz nicht wie ursprünglich geplant über
Rumänien und Ungarn nach Griechenland zu radeln, sondern
riskierte die direktere Variante über Serbien und
Mazedonien. Diese Route zeichnet sich mit Anstiegen von über
1200m in Südserbien bei Nis über Vranje nach Kumanov und
Skopije in Mazedonien aus. Von dort radelte der Laufer auf
die griechische Küste zu, folgte dem Küstenverlauf bis Athen
und besuchte damit sechs europäische Hauptstädte. Die
Rückreise erfolgte via Schiff von Patras nach Venedig und
mit dem Zug von dort nach Bayern.
Natürlich
gibt es bei so einer Reise auch zahlreiche Unwägbarkeiten.
An der ungarisch-serbischen Grenze zum Beispiel erhielt der
Laufer einen Stempeleintrag in seinen Reisepass, bevor er
nach acht Tagen in Serbien über die grüne Grenze nach
Kumanov und damit nach Mazedonien einreiste. Er folgte ganz
einfach dem Straßenverlauf, traf auf eine verfallene und
verlassene Grenzstation. Wie sich aber herausstellte, befand
sich der 44-Jährige nun aber illegal in Mazedonien. Die
Einheimischen sagten, er hätte über die Autobahn von Serbien
in die ehemals griechische Provinz ausreisen müssen. Nach
relativ harten Etappen von jeweils 125 Kilometern kam Lorenz
in der Grenzstadt Gevgelija an. Schließlich entschied er
sich die mazedonische Polizei um Rat zu fragen. Zu seiner
großen Verblüffung erhielt er erneut die Antwort -
dieses Mal jedoch von der Polizei - auf der Autobahn
ausreisen zu müssen, da dieses die einzige Möglichkeit
darstellt. Etwas irritiert wurde der Sportler auf die
Autobahn Skopije-Athen per Einsatzwagen dirigiert. Dort
radelte der Triathlet auf der Standspur vier Kilometer bis
zur Grenze, wo er auf sein Schicksal und damit die
Grenzpolizei wartete. Hier ausharrend kamen allerdings keine
Beamten auf ihn zu um ihn festzunehmen. Nach einer Weile
reihte er sich auf die Spur für Nicht-EU-Bürger
ein und schließlich winkte man den Laufer ohne Kontrolle
seiner Papiere durch. In den Transitverkehr eingeordnet
reichte auf griechischer Seite der Grenze der
Personalausweis zur Einreise. Daraufhin genehmigte er sich
ein kühles Bier, radelte noch 500m auf der Standspur bevor
es auf eine Landstraße ab zu biegen galt.
Natürlich
sind weitere Anekdoten zu berichten, die von Land und
Leuten, Politik oder auch Infrastruktur handeln.
Erwähnenswert im Allgemeinen ist die Unterschiedlichkeit von
Gestik und Mimik der Menschen über den Balkan hinweg, wie
auch die Veränderung des lateinischen Alphabets hin zur
kyrillischen Schrift. Neben Ausdauerfähigkeit, Zähigkeit und
Willenskraft sind Charaktereigenschaften wie Gelassenheit
aber auch Glück notwendig. Einmal campierte der Laufer in
der Nähe einer Bauernwiese. Von 116 Tageskilometern nun
schon in der Nähe des Nationalparks Mount Olympus
aufgebraucht hatte der 44-Jährige sein Zelt noch nicht
aufgebaut, als er von fünf großen Hunden eingekreist wurde.
Obschon ruhig sitzen bleiben gut ist zogen die Hunde nicht
weiter. Ob es wilde Hunde (sog. „ghost dogs“) waren, die in
Griechenland häufig anzutreffen sind, wusste Lorenz zu
diesem Zeitpunkt noch nicht. Auf einen kleinen Olivenbaum
klettern war auch keine Option. Schließlich ging der Athlet
auf die aggressiv positionierten, ab und an bellenden Hunde
zu und rief zudem um Hilfe, die nach bangen Minuten in Form
von Schäfern eintraf und den Laufer postwendend zur
Besteigung des Olymps aufmunterten.
Nach
dem einzigen Ruhetag am Campingplatz in Variko direkt am
Meer gelegen radelte sich der Laufer 15 Kilometer bis
Litochoro ein, bevor er 17 Km nach Prionia, auf 1100m Höhe
gelegen, fuhr. Dort ließ er das Rad zurück und stieg auf die
auf 2100m gelegene Schutzhütte auf, genoss Kaminfeuer,
Vollmond und den Sonnenaufgang über dem ägäischen Meer. Der
Gipfelsturm erfolgte nach ordentlichem Frühstück. Bestiegen
wurden die Nebengipfel Skolio (2911) und Skala (2886). Der
Hauptgipfel des Olymps war nicht Ziel. Obschon
bergsteigerisch relativ einfach hatte der Laufer - auch
wegen der erhöhten Steinschlaggefahr durch den
Massentourismus mit verursacht - schon in der Planung
entschieden, den Mytikas (2918m) nicht zu besteigen, zumal es
auch darum ging Kräfte zu sparen, weil es noch am selben Tag
wieder auf Meereshöhe hinunter ging.
Etwas mitgenommen durch die für die Muskulatur ungewohnten Höhenmeter, sowie durch die Entbehrungen des wilden Campierens mussten nun, nach 2250 Radkilometern und der bergsteigerischen Leistung, weitere 475 Km bei nicht nachlassender Hitze bewältigt werden. Schließlich kam der Laufer am 29. Tag der Reise in Athen an.
Micho am Fuße der Akropolis in Athen. Mit im Bild
der Bote Pheidippides, der der Legende nach die Nachricht
vom Sieg der Griechen über die Perser in der Schlacht von
Marathon nach Athen überbrachte und dann wegen Erschöpfung
tot zusammenbrach.
Nach
Hause fliegen war allerdings nicht geplant. Daher galt es
noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um von Athen über
Korinth nach Patras weitere 325 Kilometer zu radeln. Obschon
die griechischen Hafenarbeiter streikten konnte ein Ticket
einer zypriotischen Fähre ergattert werden, indem sich der
allein reisende Abenteurer einer Radreisegruppe aus München
anschloss. Nach zwei Tagen auf See, vorbei an den Küsten
Albaniens, Montenegros und Kroatiens machte die Gruppe in
Venedig Station. Am 34. Tag der klimafreundlichen Reise
kehrte Michael Lorenz in die Heimat zurück.
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